Transparenz & Forschung

Als Klinik eines akademischen Lehrkrankenhauses haben wir den Anspruch, unsere Behandlungsqualität konstant zu messen und zu verbessern. Durch diesen genauen Blick auf unsere Behandlungsergebnisse können wir diese mit internationalen Spitzenkliniken vergleichen und einen Beitrag zur fachlichen Diskussion liefern. Offenheit im Umgang mit unseren Behandlungsergebnissen ist uns ein hohes Gut. Diese Transparenz soll Ihnen und den einweisenden Kollegen eine Richtschnur für die Entscheidung geben, wo und wie eine Operation durchgeführt wird. Deshalb stehen wir nicht nur Veröffentlichungen in der Weißen Liste und dem Bremer Krankenhausspiegel positiv gegenüber sondern publizieren unsere Ergebnisse regelmäßig auf regionaler und nationaler Ebene.

Bundesweiter Vergleich: Studie zur Sterblichkeit nach viszeralchirurgischen Operationen

Kürzlich stellte das Deutsche Ärzteblatt eine Studie zur Sterblichkeit nach viszeralchirurgischen Operationen vor[1]. Die Autoren kommen bei ihrer Analyse basierend auf den bundesweiten Krankenhausabrechungsdaten der Jahre 2009 bis 2015 zu dem Schluss, dass die Krankenhaussterblichkeit in Deutschland nach viszeralchirurgischen Operationen mit knapp zwei Prozent ein häufig eintretendes Ereignis ist.

In unserer Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie verzeichnen wir im Vergleich mit den bundesweiten Zahlen sowohl bei den häufigen als auch bei den komplexen Operationen deutlich weniger Komplikationen. Zudem sind die Patienten in unserem Haus bei den ausgedehnten Eingriffen wie Pankreas-, Magen-, Leber- oder kolorektalen Resektion meist älter. Exemplarisch haben wir aus der Studie sämtliche komplexe Eingriffe einbezogen, die seit vielen Jahren in unserer Klinik angewandt werden. Im Untersuchungszeitraum lag besonders bei Eingriffen an der Bauchspeicheldrüse (Todesfälle bundesweit 6,90 %) oder der Leber (7,70 %) die Sterblichkeitsrate in unserem Haus mit 2,67 % (Pankreas-OP) und 0,00 % (Leber-OP) deutlich unter den bundesweiten Ergebnissen. Ähnliches gilt auch für Operationen an Magen sowie Kolon und Rektum.

	Anzahl Fälle		Anzahl Pat. älter als 75 Jahre		Krankenhaussterblichkeit
Operationen	bundesweit	St. Joseph-Stift	bundesweit	St. Joseph-Stift	bundesweit	St. Joseph-Stift
Kolorektale OP	577.325	1.405	33,1%	36,4%	7,50%	3,35%
Pankreas	66.929	150	21,7%	26,0%	6,90%	2,67%
Leber	18.849	36	17,1%	20,0%	7,70%	0,00%
Magen	37.440	78	33,6%	32,9%	11,70%	5,48%

[1] Baum P. et al.: Mortality and complications following visceral surgery—a nationwide analysis based on the diagnostic categories used in German hospital invoicing data. Dtsch Arztebl Int 2019; 116: 739–46. DOI: 10.3238/arztebl.2019.0739

Beste Qualitätsergebnisse im AOK-Gesundheitsnavigator

Das Krankenhaus St. Joseph-Stift hat beim Vergleich aktueller Zahlen zur Ergebnisqualität bei der Durchführung bestimmter Operationen im AOK-Krankenhausnavigator erneut hervorragend abgeschnitten.

Der AOK-Krankenhausnavigator bietet Patienten Informationen zur langfristigen Qualität von stationären Behandlungen für ausgewählte Krankheiten. Diese Informationen werden im Rahmen des QSR-Verfahrens der AOK ermittelt. QSR steht für „Qualitätssicherung mit Routinedaten“. Die QSR-Daten, die in einer Langzeitmessung erhoben werden, bieten bei verschiedenen Standard-Operationen eine Orientierungshilfe bei der Suche nach der passenden Klinik.

Das St. Joseph-Stift ist verzeichnet bei den ausgewerteten Leistungsbereichen sehr gute Ergebnisse. In zwei der Bereiche wurde die Chirurgie mit der Höchstbewertung (3 von 3 Bäumchen) ausgezeichnet.

Die ausgezeichneten Bereiche sind:

Den Gesundheitsnavigator der AOK finden Sie unter https://www.aok.de/pk/cl/uni/medizin-versorgung/krankenhaussuche/

Hier erhalten Sie für Behandlungen im Krankenhaus im angegebenen Gebiet nicht nur eine Qualitätseinschätzung sondern auch die Behandlungszahlen der jeweiligen Krankenhäuser.

Häufigkeit von Operationen der Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie

Art der Operation / des Eingriffs	Anzahl pro Jahr
Operationen an Dünn- und Dickdarm	ca. 1.100
Operationen an Gallenblase und Gallenwegen	ca. 500
Eingriffe an der Schilddrüse	ca. 400
Eingriffe an der Nebenschilddrüse	ca. 70
Eingriffe an der Bauchspeicheldrüse	ca. 50
Operationen an bösartigen Tumoren	ca. 300
Operationen an der Bauchwand (Leisten-, Narbenbruch)	ca. 500
Minimal-invasive Operationen	ca. 500
Eingriffe an der Leber	ca. 45
Eingriffe am Magen	ca. 45

Forschung: Onkologische Chirurgie und Chirurgie der Bauchspeicheldrüse

Chirurgie des Dickdarm- und Enddarmkrebses

Der entscheidende Faktor für Qualität in der Behandlung des Dickdarm- und Enddarmkrebses ist der Chirurg mit seiner Technik. Dies wirkt sich auf die Rate der wiederauftretenden Tumoren in Bezug auf ihren Ursprungsort (Lokalrezidive) und auch auf das Langzeitüberleben aus. In der Beurteilung chirurgischer Qualität stellen somit die Rate der Lokalrezidive und das Langzeitüberleben die entscheidenden Kriterien dar.

Im Rahmen unserer Klinik-internen Qualitätssicherung wurden die Verläufe von 1.329 Patienten mit einem Dickdarm- und Enddarmkrebs im Zeitraum von Januar 2004 bis Dezember 2015 analysiert.

Mit Blick auf eine älter werdende Gesellschaft sollte untersucht werden, inwieweit auch der alte und sehr alte Patient radikal operiert werden kann. Darüber hinaus wurde die Rate der Lokalrezidive bestimmt und das Langzeitüberleben analysiert.

Die überwiegende Anzahl unserer Patienten (58 Prozent) war 70 Jahre und älter, 27 Prozent sogar 80 Jahre und älter. Wie zu vermuten war, bestanden bei den älteren Patienten (über 80 Jahre) im Vergleich zu den jüngeren häufiger Begleiterkrankungen wie Nierenschwäche, Bluthochdruck und Herzstolpern. Darüber hinaus mussten über 80-jährige Patienten wesentlich häufiger notfallmäßig, z.B. wegen eines Darmverschlusses) an Darmkrebs operiert werden. Gerade Notfalloperationen trugen dazu bei, dass die Sterblichkeitsrate bei den über 80-jährigen höher war. Diese Beobachtung machen auch große internationale Krebszentren. Die Erfahrungen zeigen jedoch, dass auch ältere Patienten sicher um die Operation herum begleitet werden können.

Nach einer radikalen Darmkrebsoperation besteht bei unseren Patienten ohne Tochtergeschwülste eine tumorabhängige 5-Jahres-Überlebenswahrscheinlichkeit von circa 90 Prozent. Dieses Ergebnis ist mit denen international renommierten Kliniken vergleichbar.

Bei den Lokalrezidivraten muss zwischen dem Dickdarm- und dem Enddarmkrebs unterschieden werden. Beim Enddarmkrebs besteht eine Lokalrezidivrate von 5,8 Prozent, beim Dickdarmkrebs eine Rate von 4,3 Prozent. Mit diesen hervorragenden Ergebnissen liegen wir auf dem Niveau international führender Kliniken. Eine radikale, technisch sauber durchgeführte Operation ist die Voraussetzung für eine niedrige Lokalrezidivrate und eine hohe Zahl an Patienten, die auch Jahre nach der Operation tumorfrei leben.

Damit dies gelingt, ist ein Team von Spezialisten erforderlich. Durch ihre exzellente Qualifikation und langjährige Erfahrung tragen sie dazu bei, dass mögliche Begleiterkrankungen zunächst gemildert, schonende Narkoseverfahren eingesetzt und Patienten nach der Operation mit einer individuell abgestimmten Schmerztherapie frühzeitig mobilisiert werden. Diese Vielfalt gepaart mit guter Chirurgie ist die Grundlage einer erfolgreichen, modernen Behandlung des Dick- und Enddarmkrebses.

Chirurgie des Magenkrebses

Inwieweit ist die Therapie von Patienten mit Magenkrebs auch bei höherem Alter möglich und welchen Einfluss hat das Alter auf das Langzeitüberleben? Diese Fragen hat sich unsere Klinik im Rahmen interner Qualitätssicherung über einen Zeitraum von elf Jahren (bis 2015) gestellt und insgesamt so über 200 Falldaten von unseren Patienten analysiert.

56 Prozent unserer Patienten mit Magenkarzinom waren über 70 Jahre alt, 18 Prozent sogar über 80 Jahre. Ältere Patienten (über 75 Jahre) hatten im Vergleich zu den Jüngeren häufiger bereits bestehende Begleiterkrankungen wie Bluthochdruck oder Herzstolpern. Dieses führte rund um die Operation zwar zu mehr behandlungsbedürftigen Situationen, hatte aber keinen Einfluss auf mögliche chirurgische Komplikationen oder die Sterblichkeitsrate. Im Zuge des Krankenhausaufenthalts verstarben insgesamt 2 Patienten (1,3 Prozent). Dieser Wert ist mit international renommierten Krebszentren vergleichbar. Im Umkehrschluss bedeutet dies, dass auch ältere Patienten nicht nur radikal operiert, sondern vor allem auch sicher um die Operation herum begleitet werden können.

Gleiches gilt für das Langzeitüberleben: 67 Prozent unserer älteren Patienten haben eine so genannte tumorabhängige 5-Jahres-Überlebenswahrscheinlichkeit erreicht. Dieses gute Ergebnis ist ebenfalls mit den Werten international führender Krebszentren vergleichbar. Es setzt allerdings voraus, dass der Tumor mit all den in seiner Umgebung befindlichen Lymphknoten vollständig entfernt werden konnte. Eine solche radikale Tumoroperation bietet somit die einzige Option auf Heilung.

Das Alter stellt also erst einmal keinen Hinderungsgrund für eine Operation dar. Entscheidend ist jedoch, dass jeder Patient individuell betrachtet wird. Dabei versuchen wir verschiedene Fragen im Vorfeld zu beantworten: Welche Begleiterkrankungen liegen vor und wie können diese im Vorfeld verbessert werden? Wie mobil ist der Patient? Wie ist sein Ernährungszustand? Wie steht es mit der Motivation zur Behandlung und dem seelischen Zustand? Erst die Berücksichtigung aller dieser Aspekte führt zum eigentlichen Behandlungsplan. In diesem Vorgehen sehen wir den Schlüssel zum Behandlungserfolg für ältere Menschen mit Magenkrebs aber auch ganz generell bei der Behandlung von Tumorerkrankungen. Die geringe Sterblichkeitsrate und das sehr gute tumorabhängige Langzeitüberleben bestätigen uns in diesem Vorgehen.

Operationen an der Bauchspeicheldrüse

Publikationen

Verzeichnis weiterer, englischsprachiger Veröffentlichungen unter Pubmed.

2016 Deutsche Gesellschaft für Chirurgie
Beeinflußt das Alter das Auftreten von Lokalrezidiven und Fernmetastasen bei Patienten mit kurativ resezierten kolorektalen Karzinomen?
K. Höing, A. Altendorf-Hofmann, S. Rosenhahn, W. Sendt

2016 Medizinforum Norddeutschland
Qualitätskriterien in der kolorektalen Chirurgie – worauf kommt es wirklich an?
W. Sendt

2015 Medizinforum Norddeutschland
Chirurgische Strategie bei Tumoren der ampullären Region
W. Sendt, K. Höing, A. Altendorf-Hofmann

2015 Bremer Krebskongress
Mulitviszerale enbloc Gastrektomie bei einer 86 jährigen Patientin mit lokal fortgeschrittenem Magenkarzinom
C. Graeser, W. Sendt

2015 Bremer Krebskongress
Solider fibröser Tumor in der Leber- eine seltene Differentialdiagnose
T.Kellner, W. Sendt

2014 Medizinforum Norddeutschland
Aktuelle Aspekte der endokrinen Chirurgie
W. Sendt

2013 Bremer Krebskongress
Die Metastasierung des malignen Melanom – eine seltene Differentialdiagnose der Dünndarminvagination
T. Kellner, U. Dolle, W. Sendt

Langzeitergebnisse nach chirugischer Therapie kolorektaler Karzinome
C. Struwe, A. Altendorf-Hofmann, M. Mielich, C. Westphal, W. Sendt

2013 Deutsche Gesellschaft für Chirurgie:
Einfluß der Komorbidität auf die Ergebnisse bei über 80-Jährigen nach großen elektiven onkologischen Eingriffen in der Viszeralchirurgie
C. Westphal, A. Altendorf-Hofmann, M. Mielich, D. Cergan, W. Sendt

Kurzzeitergebnisse der chirurgischen Therapie des kolorektalen Karzinoms bei Patienten im Alter von 80 Jahren und mehr
M. Mielich, A. Altendorf-Hofmann, C. Westphal, D. Cergan, W. Sendt

Ungeplante Relaparotomien bei größeren viszeralchirurgischen Eingriffen
D. Cergan, A. Altendorf-Hofmann, M. Mielich, C. Westphal, W. Sendt

2012 Medizinforum Norddeutschland:
Chirurgie des Magenkarzinoms
W. Sendt

2011 Bremer Krebskongress:
Chirurgische Therapie des Magenkarzinoms
D. Cergan, A. Altendorf-Hofmann, W. Sendt

Multiviszerale Resektionen in der Viszeralchirurgie
T. Kellner, A.Altendorf-Hofmann, W. Sendt

Wiederholungseingriffe nach kurativer Leberresektion beim metastasierten kolorektalen Karzinom
M. Suchocki, A. Altendorf-Hofmann, T. Kellner,W. Sendt

2010 Medizinforum Norddeutschland:
Zeitgemäße Operationsausdehnung und Risikominimierung bei Schilddrüsenerkrankungen
W. Sendt

2010 Deutsche Gesellschaft für Chirurgie:
Ergebnisse der chirurgischen Therapie bei kolorektalen T4-Karzinomen
W.Sendt, K. Kleinschmidt, U. Settmacher, A. Altendorf-Hofmann

2009 Bremer Krebskongress:
Benötigen wir Leitlinien für die Behandlung des kolorektalen Karzinoms bei Patienten im hohen Lebensalter?
K. Kleinschmidt, A. Altendorf-Hofmann, W. Sendt

Ergebnisse der chirurgischen Therapie bei kolorektalen T4-Karzinomen
I. Kaasch, K. Kleinschmidt, A. Altendorf-Hofmann, W. Sendt

2009 Deutsche Gesellschaft für Chirurgie:
Benötigen wir Leitlinien für die Behandlung des kolorektalen Karzinoms bei Patienten im hohen Lebensalter?
W. Sendt, K. Kleinschmidt, M. Heise, U. Settmacher, A. Altendorf-Hofmann

2008 Medizinforum Norddeutschland:
Wieviel Chirurgie ist möglich beim kolorektalen Karzinom im Alter?
W. Sendt