Erkrankungen des Tränenaparates
Tränendrüse
Entzündung der Tränendrüse
Entzündungen der Tränendrüse (Dakryoadenitis) können akut oder chronisch auftreten. An der betroffenen Seite fallen Schwellung, Rötung und Schmerzen im seitlichen Augenbrauenbereich auf.
Ursächlich kommen eine lokale Infektion mit Befall der Tränendrüse oder systemische Erkrankungen in Frage. Meist ist eine Therapie mit systemischen Antibiotika ausreichend. Manchmal kann jedoch auch eine chirurgische Eröffnung der entzündeten Stelle notwendig werden. Mögliche seltene Komplikationen können eine Ausbreitung der Entzündung in den Bereich der Augenhöhle sein.
Tränendrüsentumore
Tumore im Bereich der Tränendrüse sind selten. Sie fallen zumeist durch eine nicht schmerzhafte Schwellung im Bereich der Tränendrüse (seitlicher Augenbraunenbereich) auf. Tumore können gutartig oder bösartig sein. Bei zunehmendem Wachstum können sie den Augapfel verdrängen, die Augenbeweglichkeit stören oder zu Schädigungen im Bereich des Sehnervs führen. Zudem können Veränderungen am Augenhintergrund auftreten (z.B. Netzhautfalten, -Blutungen, Aderhautschwellung).
Das therapeutische Vorgehen bei Tumoren der Tränendrüse ist die chirurgische Entfernung mit histologischer Untersuchung. Je nach histologischem Befund ist das weitere Prozedere zu planen.
Ableitende Tränenwege
Im Bereich des inneren Lidwinkels fließen die Tränen über das obere und untere Tränenpünktchen in die Tränenkanälchen ab. Die beiden Tränenkanälchen vom Ober- und Unterlid enden über einen gemeinsamen Tränenkanal im Tränensack. Der Tränennasengang verbindet den Tränensack mit der Nase. Vor der Mündung im Bereich der Nasenmuschel liegt die Hasner-Klappe.
Entzündung des Tränensacks (Dakryozystitis)
Eine akute Entzündung des Tränensacks fällt durch Rötung, Schwellung und Schmerzen im Bereich des inneren Lidwinkels auf. Sie kann auf dem Boden einer chronischen Entzündung immer wieder auftreten, oder im Rahmen einer Sinusitis, systemischen Infektion, bei Trauma oder Tumoren entstehen. Die Therapie besteht zumeist in der systemischen Antibiotikagabe. Bei Verengung der Tränenwege mit immer wieder auftretender Entzündung sollte im entzündungsfreien Intervall eine Dakryozystorhinostomie (siehe unten) erfolgen.
Verengungen im Bereich der ableitenden Tränenwege
Eine Verengung der Tränenpünktchen kann durch eine Entzündung, durch Vernarbungen oder selten durch systemische Erkrankungen entstehen. Meist kann durch eine Dilatation des Tränenpünktchens wieder ein Abfließen der Tränen erreicht werden.
Abflußstörungen im Bereich der Tränenkanälchen, des Tränensacks oder des Tränennasengangs können eine Tränenwegsoperation erforderlich machen.
Es gibt verschiedene Operationstechniken um den Abfluss der Tränen wiederherzustellen.
Dakryozystorhinostomie (nach Toti)
Vor allem bei Stenosen im Bereich des Tränennasengangs zeigt die Dakryorhinostomie sehr gute Ergebnisse.
Was passiert bei der Operation?
Die Operation wird in Vollnarkose durchgeführt. Blutverdünnende Medikamente müssen vor der Operation pausiert werden.
Die Dakryozystorhinostomie sorgt für einen neuen Abflußweg der Tränen in die Nase. Um diesen Weg direkt nach der Operation offen zu halten wird ein Silikonschlauch eingelegt.
Dieser Schlauch kann nach circa 3 Monaten entfernt werden. Sollte er vorzeitig verrutschen oder verloren gehen, besteht zumeist keine akute Gefährdung des OP-Ergebnisses. Sie sollten sich aber bald möglichst dem Augenarzt vorstellen. Um eine vorzeitige Verlagerung oder einen Verlust des Silikonschlauchs zu vermeiden, besteht nach der Operation absolutes Schneuzverbot.
Operation nach Lester-Jones
Liegt die Stenose im Bereich der Tränenkanälchen (Canaliculus communis), muss zusätzlich ein kleines Röhrchen implantiert werden.
Sondierung der Tränenwege
Die Hasnerklappe bildet den Abschluss der Tränenwege vor der Mündung in die Nasenhöhle. Meist öffnet sich die Hasnerklappe kurz vor der Geburt. Eine verspätete Öffnung kann bei Neugeborenen zu Tränenträufeln oder wiederkehrenden Entzündungen führen. Bei über 90% der Kinder öffnet sich die Hasnerklappe im Verlauf spontan bis zum ersten Lebensjahr. Massagen im Bereich des Tränensacks können den Abfluss fördern und die Öffnung der Hasnerklappe unterstützen.
Zeigt sich keine spontane Öffnung der Hasnerklappe ist eine Sondierung der Tränenwege zu empfehlen. Über Einführen einer Tränenwegssonde wird die Hasnerklappe mechanisch geöffnet. Postoperativ ist die lokale Gabe von entzündungshemmenden und abschwellenden Augentropfen erforderlich.