Laut WHO ist die Klimakrise die größte Bedrohung für die globale Gesundheit im 21. Jahrhundert.

Neben den dramatischen Auswirkungen wie dem Anstieg des Meeresspiegels, dem gehäuften Auftreten von Extremwetterereignissen und den negativen Einflüssen auf Tier- und Pflanzenwelt, wird der Klimawandel auch Einfluss auf den Gesundheitssektor haben. 
Einfluss von Hitze auf körperliche Gesundheit: Naheliegend ist der direkte Effekt steigender Temperaturen und der Häufung von Hitzewellen auf die menschliche Gesundheit. Bereits in den letzten zwei Jahrzehnten konnte in ganz Europa eine Übersterblichkeit in extremen Hitzesommern wie 2003 und 2018 verzeichnet werden – in Westeuropa starben im Jahr 2003 40.000-50.000 Menschen im Rahmen der sommerlichen Hitzewelle. Bei einer globalen Erwärmung von 2°C wird sich die Zahl der Todesfälle im Sommer nach Hochrechnungen verdoppeln.
Zum einen verursachen hohe Temperaturen Krankheitsbilder wie Exsikkose, Sonnenstich und Hitzschlag, welcher mit einer erhöhten Mortalität einhergeht. Zum anderen zeigen Studien, dass die Inzidenz kardiovaskulärer Erkrankungen bei Hitzewellen steigt. So erhöht sich das Schlaganfall- wie auch das Herzinfarktrisiko bei hohen Temperaturen und ist damit mitverantwortlich für die zu verzeichnende Übersterblichkeit. Auch Atemwegserkrankungen, u.a. durch die bei Hitze erhöhte Schadstoffkonzentration in der Luft und die verlängerte Pollenflugsaison, nehmen zu.
Des Weiteren kommt es zu einer zunehmenden Ausbreitung von Infektionserkrankungen. Während diese aktuell insbesondere in Entwicklungs- und Schwellenländern zu hohen Krankheits- und Todesraten beitragen, ist bei weltweit steigenden Temperaturen eine zunehmende Ausbreitung auch in nördlichere Gebiete vorhersehbar. Hier sind beispielsweise Durchfallerkrankungen sowie Malaria und andere vektorassoziierte Erkrankungen wie das Denguefieber zu nennen.
Trinkwasser- und Nahrungsmangel durch Ernteausfälle sind bereits heute in vielen Teilen der Welt bittere Realität und werden durch die Klimakrise weiter verschärft werden. Gesundheitliche Folgen sind Unter- und Mangelernährung sowie Erkrankungen durch die Aufnahme verunreinigten Wassers oder minderwertiger Nahrungsmittel.
Schließlich sind auch die psychologischen Folgen des sich ändernden Klimas und der damit einhergehenden Veränderungen unserer Lebensumstände nicht zu unterschätzen. Die Forschung zu Phänomenen wie „Climate anxiety“, also durch die aktuellen Entwicklungen ausgelöste Zukunftsangst aber auch Depressionen und Schlafstörungen steckt noch in den Kinderschuhen; dem gegenüber stehen psychische Belastungen durch Extremwetterereignisse wie Waldbrände, Überschwemmungen oder Stürme mit Verlust von Heimat, Besitz und Menschenleben.

• Wir sollten – ebenso wie in der Coronakrise – unsere gesellschaftliche Verantwortung wahrnehmen und ein präventives Vorgehen i.S. einer Einhaltung des Pariser Abkommens mit einer Begrenzung der Erderwärmung auf 1,5 °C einfordern und darauf aufmerksam machen, dass dies essentiell ist, um die Gesundheit der Bevölkerung zu schützen.
• Wir müssen uns mit der eigenen Verantwortung auseinandersetzen – 4,6 % der weltweiten Treibhaus-gasemissionen werden durch den Gesundheitssektor selbst verursacht, fast so viele wie durch den gesamten Flugverkehr. Auch der Ressourcenverbrauch ist – z.T. notgedrungen etwa durch Hygienevorgaben – sehr hoch.
• Da eine zunehmende Erwärmung des Planeten bereits jetzt Realität ist und bis zu einem gewissen Grad auch noch fortschreiten wird, müssen wir Anpassungsstrategien entwerfen, mit denen wir uns selbst sowie unsere Patienten vor den negativen Folgen von Hitzewellen schützen können.

Ende 2018 hat sich das St. Joseph-Stift auf den Weg gemacht, das Krankenhaus schrittweise klima- und umweltfreundlicher zu gestalten. So engagiert sich das St. Joseph-Stift etwa im Projekt „KLIK green – Krankenhaus trifft Klimaschutz“, das vom Bundesumweltministerium gefördert wird. Bis 2022 wollen hierbei 250 Krankenhäuser und Rehakliniken 100.000 Tonnen CO2 einsparen. Über dieses Projekt wird die Qualitätsmanagementbeauftragte des Hauses Sabine Schröder seit März 2019 zur Klimamanagerin qualifiziert, um konkrete Klimaschutzziele für die Einrichtung festzulegen, Maßnahmen zu planen und umzusetzen. 

Im November 2018 gründeten die Ärztin Lisa Pörtner, Sabine Schröder und Alexander Beer, verantwortlich für das Energiemanagement beim Krankenhausträger St. Franziskus-Stiftung, eine Klima AG, die mittlerweile 20 engagierte Mitglieder verschiedener Bereiche umfasst. Gemeinsam wird an den Themen Strom und Energie, Mobilität, Garten, Ressourcenschonung, Mensa/Cafeteria und Ernährung im Krankenhaus gearbeitet. Die Klima-AG hat einen Flyer mit Tipps rund um den Klima- und Umweltschutz im Krankenhausalltag erstellt und zum Tag des Klimastreiks 2021 im Haus verteilt.

Flyer "Klimaschutz im Krankenhaus - Wie jede/r von uns aktiv werden kann"

Die pro Jahr verbrauchte Menge von 18 Tonnen Papier konnte komplett auf Recyclingpapier umgestellt werden.

236.000 Einweg-Becher konnten 2019/2020 eingespart und durch kompostierbare Ökobecher ersetzt werden.

Die Tochtergesellschaft sjs catering + management GmbH, die nicht nur für Mitarbeitende und Patient:innen kocht, sondern auch für Schulen, Heime oder Events, arbeitet seit Jahren erfolgreich an der Einsparung von Verpackungsmaterial, hat in vielen Bereiche auf die Beschaffung regionaler Lebensmittel und damit die Förderung regionaler Strukturen umgestellt und weitet dies – nach Möglichkeit – auch auf Bioprodukte aus. So gehört etwa die Bio-Hofmolkerei Dehlwes zu den regionalen Lieferanten, deren Bio-Molkereiprodukte insbesondere im Bereich der Schul- und Kitaversorgung sowie der Patienten- und Bewohnerversorgung eingesetzt werden. 

Kürzere Transportwege vergeuden weniger Energie und sind daher klimafreundlicher. Frische Ware enthält außerdem einen höheren Anteil an Nährstoffen als Produkte, die zunächst lange Wege zurücklegen. Regionalität und Saisonalität im Krankenhaus voranzubringen, bedeutet demnach auch, die Genesung von Patient:innen mit gesundem Essen zu fördern. Daher richtet die sjs catering + management GmbH seit Herbst 2020 unser Augenmerk auf die Lebensmittel, die in der Krankenhausküche verwendet werden. Bio-Molkerei-Produkte, verschiedene Backwaren und Fleisch beziehen sie von regionalen Lieferant:innen, die sie gut kennen. Auch saisonales Obst und Gemüse stammen aus dem Umfeld. Ziel ist es, in den nächsten Jahren weitere Lieferant:innen aus der Region zu finden und schrittweise mehr Bioprodukte anzubieten. 

Weiter wurde eine Ernährungskommission unter der Prämisse „gesünder, leckerer, machbar und klimaschonend“  gegründet, die etwa die Reduktion von Fleisch auf dem Speiseplan im Blick hat: samstags gibt es mittags einen vegetarischen Eintopf, nur noch einmal die Woche gibt es Fisch – und dieser stammt aus zertifizierten Fischereien.

Die Tochtergsesellschaft sjs catering + management GmbH setzt seit 2018 auf Ökostom und ist dafür von Lichtblick mit dem Klimaschutz-Zertifikat ausgezeichnet. Ab dem 01.10.2022 verwendet auch das Krankenhaus ausschließlich erneuerbare Energien und wechselt zu Ökostrom.

Im Rahmen der Sanierung des Bettenhauses I wird seit 2019 nicht nur das Erscheinungsbild auf Vordermann gebracht, es wird vor allem auch energetisch modernisiert. Die Gebäudehülle des Bettenhauses stammt noch aus den 1970er-Jahren und wird nun komplett gedämmt. Außerdem wurden 48 energiesparende Umwälzpumpen der Heizung erneuert.

Seit 2016 ist das Energiemanagement des Krankenhauses nach ISO 50 001 zertifiziert.

2020 wurde die Umgestaltung des Patientengartens in einen naturnahen Garten beschlossen. Der ökologische Aufbau des Gartens mit Kräuterspirale, Wildblumeninsel, Bauerngartenbeet, Totholzhecke, Insektenhotel, Wildbienenhotel, Wilder Ecke und Nistkästen dient aber nicht nur der Förderung natürlicher Kreislaufprozesse. Es werden auch Hochbeete angelegt, die in die Therapie der Krankenhauspatient*innen eingebunden werden können. 

Der Klimaschutz ist im St. Joseph-Stift in die obersten Ziele des Hauses aufgenommen worden und wird in der Managementbewertung nachverfolgt.